aus Xalteras Tagebuch: Morgunna

Xaltera schaut aus dem Fenster hinüber zum Tempel.
Das Pergament vor ihr ist noch immer leer und die Feder liegt daneben ..
Schon lange wollte sie die Geschichte ihrer Schwester aufschreiben, aber jedesmal schweifen ihre Gedanken ab und sie verliert sich in den Erinnerungen an eine Zeit, die schon lang vorüber ist ..

Sie seufzt tief .. nun muss es einmal sein .. und beginnt zu schreiben:

***
Es war vor einiger Zeit in den Östlichen Pestländern .. bei der "Kapelle des Hoffnungsvollen Lichts".
Ich hatte der Argentumdämmerung meine Dienste gegen die Geißel angeboten ..

Auf einem meiner Erkundungsritte folgte ich einem kleinen Pfad, der zum Nachbardorf im Osten führte ..

Da sah ich sie ..
bis an die Zähne bewaffnete schwarze Reiter auf unheimlichen Pferden ..
ausgestattet mit Waffen, die ich noch niemals sah, und mit Fähgkeiten, die mich schaudern ließen.

Sie stürmten auf die Dorfbewohner ein und metzelten alle gnadenlos nieder ..
ihre höhnischen Stimmen schallten hohl und mich schauderte ..
Sie sahen aus wie Menschen, Zwerge, Elfen oder Gnome .. aber sie waren untot.

Auf einmal kam eine Reiterin auf mich zu geprescht .. sie hob ihr Schwert ..
ich sandte ein Stoßgebet zu Elune, mich in einen Schutzschild zu hüllen.

Die schwarze Reiterin lachte höhnisch .. ihre weißen Haare flatterten im Wind und ihre unwirklichen Augen funkelten.
"Das wird dir nichts nützen, Priesterin, mir entkommst du nicht"
Sie schwang ihr eisiges Schwert und ich wappnete mich für einen heftigen Stoß.

Aber nichts geschah ..
Verwundert schaute ich auf ..
Entsetzen stand im Gesicht der Reiterin geschrieben ..
"Wieso kann ich dich nicht töten .. irgendetwas hält mich davon ab .. wer bist du?" schrie sie.

Und ich erkannte sie ..
Das Blut gefror mir in den Adern ..
Morgunna .. meine lang vermisste Schwester ..

Ich sprach sie mit ihrem Namen an und sagte ihr, wer ich war.
"Schweig!" fauchte sie mich an .. "Das ist ein Trick von dir .. ich habe keine Schwester .. was machst du mit mir!
Irgendein häßlicher Priesterzauber .. so seid ihr .. ihr Priesterbrut!"
Sie griff sich an den Kopf .. "Mir wird schwindelig .. mein Schädel dröhnt .. meine Gedanken spielen verrückt!"

Auf einmal schrie sie "GEH!"
"Geh sofort und komme niemals wieder .. für heute verschone ich dich .. aber beim nächsten Mal nicht mehr"
Drehte sich um und preschte davon.

Ich dankte Elune dafür, dass ich verschont wurde und bat sie um Hilfe, meine Schwester zu befreien.
Mir war klar, dass der Lich King die mutigen Kämpfer, die sich ihm entgegenstellt hatten (wozu auch Morgunna als
Kriegerin gehörte) auf irgend eine Weise in seine Gewalt gezogen hatte.
Aber wie konnte man diesen Bann brechen.

In der Kapelle informierte ich mich ..
diese Wesen wurden aufgehetzt, im Namen der Geißel alles Leben auszulöschen und es gab keine Möglichkeit, ihnen zu widerstehen.
Selbst die stärksten und mutigsten Kämpfer der Agentumdämmerung konnten nichts gegen sie ausrichten und erlitten einen jämmerlichen Tod.
Der Siegeszug dieser Reiter war unaufhaltsam.

Dennoch versuchte ich, Morgunna wieder zu sehen, und ich fand sie auch.
Als sie mich erblickte, war sie bitterböse .. sie beschimpfte mich und wollte mich angreifen, aber es ging nicht.
Immer wieder versagte sie und sie bekam wohl wieder großes Kopfweh ..

Auf einmal veränderte sich ihre Stimme und sie schaute mich ganz anders an ..
"Xaltera? Du bist es? Bleib weg von uns .. von mir .. du siehst, was aus mir geworden ist und ich kann nichts dagegen tun"

"Morgunna, du erkennst mich .. ich will dir helfen!"
"Das geht nicht, meine Schwester .. wir dürfen uns niemals wieder sehen .. es ist zu gefährlich für dich"
Sie drehte sich um und ritt davon.

Einige Zeit später erfuhr ich, dass eine große Gruppe der sogenannten "Todesritter" mit ihrem Anführer sich vom Lich King losgesagt hatten.
Auch Morgunna war dabei ..
Ich erhielt von ihr eine Nachricht, dass sie nun wieder auf Seiten der Allianz kämpft.
Sie möchte gern eine Gruppe zusammen stellen, die sich zur Aufgabe macht, die alte Heimat zu schützen.
Ich hoffe, dass es ihr gelingt.
***

Xaltera legt die Feder beiseite und schaut wieder aus dem Fenster zum Tempel ..
.. ach Morgunna .. ich fürchte, ich werde dich nicht wieder sehen ..

Energisch klappt sie das Tagebuch zu und geht in den Grünsprossenhof, um nach den Anwärtern zu sehen und sie bei Ihren Prüfungen zu unterstützen.