Rat der Elfen (RL)
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Das Buch des Grünsprossenhofes, Prolog: Das Werk des Zwergenmeisters

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Beitrag  Lewrim Mo März 17 2008, 10:50

Der Schweiß lief dem selbst für einen Zwerg kräftigen Mann in Strömen über das Gesicht, während er seinen Hammer mit kundiger Hand immer und immer wieder wuchtig auf die harten Steinquader niedersausen ließ. Sein sonst feuerroter Bart war vom Schweiß dunkel gefärbt und unter den dicken Augenbrauen sah man seine Augen in einer Mischung aus Zorn und Verbissenheit glänzen, die nur einem Zwerg zu eigen war. Das dünne Leinenhemd klebte an seinem muskelbepackten Oberkörper, der so breit war, dass seine gesamte Gestalt, hätte er gestanden, nahezu quadratisch wirkte. Doch jetzt kniete er auf den in der Sonne von Teldrassil fast glühenden Steinplatten, die er selbst in den harten, trockenen Boden eingelassen hatte und passte die letzten von ihnen ein.

"Einen Hof nur, haben sie gesagt!" brummte er vor sich hin. "Nicht sehr groß, haben sie gesagt! Drei Monate! Und Granit musste es sein. Ausgerechnet Granit! Als ob es nichts anderes gäbe! Hach, Nachtelfen!" Jeder seiner Schläge wurde von einer weiteren Bekundung seines Unmutes begleitet, unterbrochen nur von Flüchen, deren Bildhaftigkeit und Derbheit Untote in ihre Gräber zurückgetrieben hätte. Dabei galt sein Zorn elfischen Getränke im Allgemeinen - "Was muss ein Zwerg tun um hier ein anständiges Bier statt dieses gefärbten Quellwassers zu bekommen?" -, wie der heißen Sonne über Darnassus, der schon sprichwörtliche Arroganz von Nachtelfen oder dem allgegenwärtige "Grünzeug", dem er persönlich handfesten Fels und Stein beileibe vorzog.

Schließlich richtete er sich auf. Der letzte Stein war eingepasst, er war fertig. Mit zusammengekniffenen Augen - der Sonne wegen aber wohl auch, weil es Teil seiner Natur war - ließ er den Blick über den Hof schweifen. Langsam wichen Zweifel und kritische Musterung der eigenen Arbeit der Zufriedenheit des guten Handwerkers über ein getanes Werk.

"Hrrrmm", brummte er. Das war die höchste Stufe einer Anerkennung, die er bereit war zu zollen. Andere kamen zumeist schlechter weg. Er war der Beste seiner Zunft und wenn es Fehler zu finden gab, dann fand er sie auch. Das machte ihn unter seinen Zunftbrüdern nicht eben beliebt. Auftraggeber schätzten ihn dafür um so mehr und ertrugen im Gegenzug seine Eigenbrötelei und sein ewig mürrisches Wesen. Sie wussten, dass die ein Teil des - ansonsten nicht unerheblichen - Preises dafür war, am Ende ein Stück einzigartiger Handwerkskunst zu bekommen, wie es von Zwergenhand nur jemals aus Stein zu schaffen war.

Der große, teilweise überdachte Hof gleißte im Licht der mittagshellen Sonne Teldrassils. Der graue Granit, mit welchem der größte Teil des Hofes gepflastert war, glitzerte ein wenig. In der Mitte des Hofes bildete er mit sanften Farbnuancen und eingemeißelten Linien ein Gildenwappen, dass an seiner breitesten Stelle nicht weniger als vier Schritt durchmaß. Dort, wo noch festgestampfter Sandboden zu sehen war, wurde er von kunstreich verzierten Randsteinen eingefasst. Rings um die offene Fläche des Hofes standen steinerne Bänke, auf denen Blumengeränk so kunstreich nachgebildet worden war, dass man meinte, die Blätter und Stängel sich im Wind wiegen zu sehen. Hinter den Bänken umfasste eine mehr als drei Meter hohe Wand aus massiven Eschenstämmen den Hof und milderte mit ihrem hellen Farbton die Strenge des granitenen Bodens.

Auch wenn er vom Schreinern nichts verstand, so hatte er doch oft genug mit den "Sägeschwingern", wie er sie nannte, zusammengearbeitet und konnte erkennen, dass hier mehr als nur gute Arbeit geleistet worden war. Kunstreich waren die Stämme zusammengefügt und danach über und über mit grazilen und unglaublich wirklichkeitsgetreuen Schnitzereien überzogen worden. "Pah", grummelte er und hätte einer seiner Gesellen dies über seine Arbeit gehört, er wäre voller Stolz zu seinen Kameraden gelaufen und hätte ihnen erzählt, wie sehr dem Meister sein Werk gefallen habe.

Der Zwerg ging hinüber zu dem großen Brunnen, wo kristallklares Wasser herrlich kühl aus steinernen Blütenkelchen in ebenso steinerne Teiche fiel. Er tauchte seine Hand ins Wasser, schöpfte und trank in tiefen Zügen, bis sein ungeheurer Durst gestillt war. "So", sagte er mit einer Stimme ähnlich dem Poltern eines Steinschlages, "jetzt heim nach Dun Morogh. War viel zu lange fort. Raus aus der Hitze hier!" Und er schloss einen Fluch an, der selbst einen taurischen Schlachtmeister hätte erbleichen lassen

Er sah sich nicht um als er die kleine Pforte öffnete, die in das große Tor zum Hof eingelassen war. Stolz lag ihm fern. Er wusste, er hatte ein Meisterwerk seiner Zunft hinterlassen. Er trat auf die Straße hinaus und gönnte der großen Gildenhalle des RATS DER ELFEN, an welche der Hof, den er gerade verlassen hatte, sich seitlich anlehnte, nur einen kurzen Blick. Er dachte an seine Familie, die er jetzt bald wiedersehen würde, an den nächsten Auftrag am großen Damm von Loch Modan und an das Bier in Eisenschmiede. Und so sah er nicht das Schild über dem Tor: "Grünsprossenhof"
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